Ekstase und die Zerstörung der Mythen des schönen Scheins.

Hoppla! Hätte ich vielleicht meine Klappe halten sollen? Ich werde dann in Zukunft versuchen, nur noch leicht verdauliche Schonkost zu verabreichen. Und selbstverständlich nichts mehr über meine Gefühle schreiben. Auf gar keinen Fall Gefühle. Witzige, charmante und geistreiche Beiträge sind in Ordnung. Aber Gefühle? Das könnte die geneigten deutschen Leser im Jahre 2005 nun wirklich langweilen, provozieren oder abstoßen, wo doch alles schon so lange her ist. Liebe Leser, vielleicht kann sich der eine oder andere von Ihnen ja vorstellen, dass einen die Vergangenheit eben doch manches Mal einholt, obwohl man sich immer wieder ermahnt, an die selbst aufgestellte Regel zu denken, dass der eigene Blick wirklich nur noch nach vorne gerichtet sein darf.

Es freut einen nicht. Nein. Es freut einen ganz und gar nicht zu erfahren, dass der Onkel mit der stählernen Gesundheit und dem lebenslang wirkenden Überlegenheitsdünkel der SS-Elite sich in hohem Alter noch bester Gesundheit erfreut und mit seinen Kindern und Enkeln heitere Familienfeste feiert, während der eigene Vater sich seine mit jüdischem Makel behaftete Vergangenheit lieber so lange schön gesoffen hat, bis die Leber und das Herz endgültig ihre Funktionen einstellten und seine eigenen Kinder schon sehr lang nicht mehr die Gelegenheit haben, mit ihrem Vater auch so wunderbare Feste zu feiern.