24
Mrz
2005

Die Glashaus-Blogs und der Kulturrelativismus

Der Link von der Seite der Bundeszentrale für Politische Bildung (BpB) auf die Plattform Qantara - Dialog mit dem Islam gibt die Richtung vor. Zwangsehe und Ehrenmorde? Kein Thema unter türkischen MigrantInnen, schreibt dort die Migrationsforscherin Ülger Polat. Arbeitslosigkeit und Ausgrenzung, das seien die eigentlichen Probleme und sie greift scharf die türkische Soziologin Necla Kerek an, die in ihrem Buch "Die fremde Braut" die Deutschen auffordert, nicht wegzusehen und einem Kulturrelativismus zu frönen, der Misshandlungen und Unterdrückung muslimischer Frauen und Mädchen als Teil einer anderen Kultur sieht, die es zu respektieren gilt.

Ich halte die Thesen von Frau Polat für unhaltbar. Danach gäbe es in einem muslimischen Land, in dem die Menschen nicht von Arbeitslosigkeit und sozialen Problemen bedroht werden, keine Diskriminierung und Gewalt gegenüber Frauen. Ein kurzer Blick jedoch in die arabischen Staaten und auf die dortigen eklatanten Menschenrechtsverletzungen gegenüber Frauen im Namen der Religion spricht Bände. Von Länder wie Afghanistan oder Pakistan, die mit großen sozialen Spannungen leben müssen, und in denen Religion als Ersatzbefriedigung muslimischer Männer für die täglichen Stigmatisierungen durch fehlende Perspektiven dient, einmal ganz abgesehen.

Ich beteilige mich seit Jahren an Diskussionen auf Mailinglisten und Foren im Internet und habe aus meiner Einstellung einer rassistischen Ideologie gegenüber, die Frauen im Namen von Religion unterdrückt, nie einen Hehl gemacht. Professionelle Provokationen und Versuche der Einschüchterung haben mich dabei nie beeindruckt. Leider sind die Methoden seit Erscheinen unserers Buches "Generation Blogger" mir gegenüber wesentlich drastischer geworden, wie diejenigen wissen, die meine Beiträge auf "Morgaine And The Machine" und "Bloxbaby" verfolgen.

Die Internet-Seite von Quantara, die von der Bundeszentrale für Politische Bildung (BpB) verlinkt wird, wirbt für Zenith - Zeitschrift für den Orient. Auf einer der Blogs, die an dem Big-Brother-Glashaus-Spiel beteiligt sind, welches bei mir teilweise den Eindruck hinterlässt, in einem präfaschistischen Regime statt einer parlamentarischen Demokratie zu leben, wurde vor einigen Tagen auf einen Artikel aus diesem Magazin verlinkt, der sich mit dem Verhältnis von Nationalsozialisten und Arabern befasst und versucht, dem Vorwurf zu begegnen, es hätten sehr enge Beziehungen zwischen beiden bestanden.


Nachtrag 13.20 Uhr: Ich hätte es auch nicht anders vermutet ... Wen es interessiert, der schaue sich die heutige Auswahl an Blogs der Frankfurter Rundschau an.

Trackback URL:
https://bloxbaby.twoday.net/stories/589428/modTrackback

blackbox - 24. Mär, 12:10

Die Arbeitslosigkeit mag dazu führen, dass verstärkt unterdrückt und misshandelt wird, aber die Bereitschaft zu misshandeln und zu unterdrücken bestand bereits vorher. Was mich am meisten aufregt, sind die Ausreden, die sich darum kreisen, dass die Frauen sich nicht misshandelt oder unterdrückt fühlen, weil sie es ja nicht anders kennen, weil es die Religion so vorgibt, weil sie es gar nicht anders haben wollen. Sicher kennen sie es nicht anders und vielleicht wollen sie es tatsächlich nicht anders haben, weil sie die Alternativen nicht kennen, aber das ändert nichts daran, dass sie unterdrückt und oft schlimmer wie wertloses Vieh gehalten werden.

Bloxbaby - 24. Mär, 12:35

Ja. Und es ist erschreckend, wie Unterdrückung als normal empfundener Zustand erlebt werden kann. Religiöse Gehirnwäsche eben.
Ich habe mir vor einigen Tagen eine Dokumentation aus Afghanistan angesehen. Einige der Frauen dort, die es normal finden, einen Schleier zu tragen, weil sie sonst belästigt werden, die es normal finden, dass ihr Mann ihren Weg zur Arbeit kontrolliert und sie nicht aus den Augen lässt, waren alt genug, um noch andere Zeiten erlebt zu haben. Es war eine Zeit, in der man in Afghanistan Miniröcke trug, und gut ausgebildete Frauen kamen hier nach Deutschland, um den Mangel an Krankenschwestern in den Siebzigern wettzumachen. Ich erinnere mich an eine afghanistische Ärztin, die ich als Jugendliche sehr bewundert habe, wenn ich meine Mutter an ihrem Arbeitsplatz in der Krankenhausverwaltung besuchte. Diese Afghanin war eine schöne und selbstbewußte Frau, die von ihren deutschen KollegInnen sehr geschätzt wurde. Dann kam die Zeit, als die Ringe unter ihren Augen immer dunkler wurden, ihre Haltung gebückter, hinter ihrem Rücken spekulierten die ArbeitskollegInnen meiner Mutter, wie es den Verwandten wohl jetzt gehen würde, Gerüchte über Folter und Tod der Schwester kursierten und an manchen Tagen weinte die Frau aus Afghanistan, wenn sie über den Flur des Krankenhauses lief.
blackbox - 24. Mär, 12:41

Religiöse Gehirnwäsche, ja, auch in der guten alten Bibel.
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